Wir tragen verschwundene Räume in uns
Eine Fotografieinstallation in der Stadtbibliothek in Mainz, 2016; im Museum Boppard, 2018; in der Galerie Hafemann 2019
Die Arbeiten Cornelia Rößlers umkreisen die Identität und die Geschichte der menschlichen Existenz. Dabei ist ihr künstlerischer Zugang sehr vielfältig. Mittelpunkt der Installation in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek ist ein altes Bücherregal mit vielen integrierten Leuchtkästen. Statt der klassischen Buchrücken sind die abfotografierten Nahaufnahmen von menschlicher Haut unterschiedlicher Generationen und Nationalitäten als Lichtflächen in das Bücherregal eingelassen. Die Haut spiegelt für Cornelia Rößler Leben wider. Sie schützt, repräsentiert, kommuniziert, wandelt um, grenzt ab. Je länger Menschen leben, desto mehr Spuren ihrer Identität sind auf der Haut zu erkennen. Seit dem Mittelalter wurden und werden Bücher mit Tierhaut eingebunden. Die Haut von Schweinen, Kälbern, Ziegen oder Schafen wird dabei für die Verarbeitung zu Leder gegerbt, für die Verarbeitung zu Pergament gekalkt.
Bei historischen und auch bei modernen Büchern schmückt der Einband nicht nur, sondern übernimmt vor allem eine Schutzfunktion für den Buchblock. Im Laufe der Zeit weist die schützende Hülle Gebrauchs- und Abnutzungsspuren auf, was man besonders in Bibliotheken gut beobachten kann. Wie die menschliche Haut kann also auch der Bucheinband seine Geschichte nicht leugnen und erzählt von allen Veränderungen und Beanspruchungen, denen er ausgesetzt war.